Zu Beginn der Sondierungsgespräche für eine mögliche Koalition zwischen Union, FDP und Grünen nach der Bundestagswahl warnt der Bayerische Flüchtlingsrat die CSU, Obergrenze zur Kernforderung für kommende Koalitionsverhandlungen in Berlin zu machen. Dies sei nicht nur menschenfeindlich, sondern auch verfassungswidrig und in der Praxis nicht umsetzbar, erklärte Flüchtlingsratssprecher Alexander Thal am Dienstag in München. So bleibe die CSU die Antwort schuldig, was mit dem 200.001. Flüchtling geschehen sollte. Nach dem Feuerwerk an familienpolitischen Konzepten und Maßnahmen der Parteien herrscht jetzt im politischen Berlin – angesichts einer anstehenden Regierungsbildung – konzentrierte Funkstille.
Dafür lernen wir heute beim Blick in die Medien die CDU-Politikerin Silvia Breher kennen. Sie ist die neue Bundestagsabgeordnete mit den meisten Erststimmen. Die 44-Jährige trat erstmals als Direktkandidatin für den Bundestag im Wahlkreis Cloppenburg-Vechta an, einer CDU-Hochburg. Sie erreichte ihr Mandat mit 57,7 Prozent der Erststimmen und ist damit Rekordhalterin in den bundesweit 299 Wahlkreisen. Breher, bislang Geschäftsführerin des Landvolks im Kreis Vechta, bekennt sich offen zu ihrer katholischen Konfession und ihrem Engagement in der Kirche. Sie hält es für eine Aufgabe der Kirche, gesellschaftliche Missstände aufzudecken und anzuprangern. "Sie muss sich in der Politik zu Wort melden", sagte sie dem Online-Magazin "kirche-und-leben" am Dienstag.
Freundliche Aussichten lassen sich für den Arbeitsmarkt feststellen, erfahren wir: Die Arbeitslosigkeit wird nach Einschätzung von Wissenschaftlern weiter zurückgehen, aber langsamer als bisher. Grund für diese Entwicklung sei, dass sich mehr Flüchtlinge vorübergehend arbeitslos meldeten, dies aber von der grundsätzlich guten Wirtschaftsentwicklung kompensiert werde, teilte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) am Dienstag in Nürnberg mit. Und in allen Teilen Deutschlands melden sich die Bischöfe nach der Bundestagswahl zu Wort und kommentieren den Einzug der AfD in den Bundestag. Berlins katholischer Erzbischof und geistliche Begleiter des Familienbundes Heiner Koch sprach am Montag von einer "großen Herausforderung" auch für die Kirchen: "Wir werden uns in die dringend notwendige Wertediskussion und Wertebegründung öffentlich einbringen, auch in unserem sozialen Engagement." Gerade im Erzbistum Berlin, "wo wir die Erfahrung der Teilung und der Trennung schmerzlich erlebt haben", werde sich die Kirche "einem Auseinanderfallen der Gesellschaft entschieden entgegenstellen", so Koch. Seiner Einschätzung nach zeigt das Wahlverhalten vor allem im Osten Deutschlands "die Angst einer zunehmenden Zahl von Menschen vor Umbrüchen". Zudem deute das Wahlergebnis darauf hin, "dass die religiöse Heimatlosigkeit der meisten Menschen oft ihre kulturelle Obdachlosigkeit verstärkt". In den östlichen Bundesländern und dem Osten Berlins kommt die AfD laut Infratest dimap auf 21,5 Prozent und ist damit zweistärkste Partei hinter der Union.
(Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai)
Presseschau des Tages // 27.9.2017
Mittwoch 27. September, 2017
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