Armut muss für Kinder nach einer Studie kein vorgezeichneter Lebensweg sein. Laut einer Langzeituntersuchung, die die Arbeiterwohlfahrt (AWO) 1997 beim Frankfurter Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS) in Auftrag gegeben hat, gelingt rund einem Drittel der befragten Kinder im jungen Erwachsenenalter der Ausstieg aus der Armut. Die Ergebnisse stellte die AWO am Donnerstag bei einer Fachtagung in Bochum vor. Das Forschungsprojekt hat den Angaben nach über 20 Jahre lang Kinder begleitet, die AWO-Kitas in strukturschwachen Vierteln oder Städten im gesamten Bundesgebiet besuchten. Als weiteres Ergebnis stellte die Studie fest, dass junge Frauen trotz gleicher Bildung doppelt so häufig in Armut verblieben wie Männer. Vor allem alleinerziehende Mütter, die schon im jungen Erwachsenenalter eine Familie gegründet haben, seien armutsgefährdet. Als Konsequenz aus der Studie forderte die AWO, bestimmte, als gesellschaftlich wichtig erachtete Berufe aufzuwerten. Vor allem in den Bereichen Gesundheit und Pflege, in denen mehrheitlich Frauen beschäftigt seien, brauche es bessere Bedingungen. Durch die erweiterte Betrachtung der Lebensläufe bis hin in das junge Erwachsenenalter lasse sich auch nachvollziehen, wie sich das "Kindergesicht" der Armut verändert habe und inwiefern es auch im Erwachsenenalter sichtbar bleibe. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)