Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) will schwangere Frauen in Notsituationen stärker auf Hilfsangebote aufmerksam machen. Dazu startete sie am Dienstag in Berlin eine Apothekenaktion. Apotheken, die sich daran beteiligen, bringen einen Aufkleber mit der Telefonnummer des "Hilfetelefons für Schwangere in Not" an ihre Eingangstür. Zudem legen sie Informationsmaterialien aus. Über das rund um die Uhr erreichbare Hilfetelefon werden die Anruferinnen an Schwangerschaftsberatungsstellen vor Ort vermittelt. Dort können sie auch über die Möglichkeit einer vertraulichen Geburt informiert werden, bei der die schwangere Frau medizinisch betreut entbinden und anonym bleiben kann. Von der Beraterin der Schwangerschaftsberatung wird ihre Identität in einem Herkunftsnachweis festgehalten. Mit 16 Jahren kann dann das Kind seine Abstammung erfahren. Giffey erklärte, sie wolle das Hilfetelefon noch stärker bekannt machen. Mit den Apotheken in der Hauptstadt sei nun ein Anfang gemacht, sie hoffe, dass bundesweit noch viele weitere hinzukämen.
Der Kieler Klimaforscher Mojib Latif ruft die Kirchen und andere gesellschaftliche Gruppen auf, eine Wertediskussion über mehr Klimaschutz anzustoßen. Es sei "ein bisschen wohlfeil, nur auf die Politik zu schimpfen", sagte Latif am Dienstag im Deutschlandfunk: "Am Ende sind alle gefragt, alle gesellschaftlichen Gruppen. Jede Bürgerin und jeder Bürger muss sich schon fragen: Muss ich all das tun, was ich tue? Muss es immer die Fernreise sein, muss es der SUV sein, muss ich jeden Tag Fleisch essen?" Diese Diskussion habe in Deutschland immer noch nicht wirklich begonnen, kritisierte der Klimaforscher weiter: "Und das Ganze hat natürlich auch etwas mit einer Wertediskussion zu tun." Hier seien "auch Gruppen gefordert wie die Kirchen beispielsweise, diese Diskussion endlich anzustoßen". In anderen Ländern, etwa in Skandinavien, sei die gesellschaftliche Debatte schon deutlich weiter. Nach der Veröffentlichung eines Sonderberichts des Weltklimarats IPCC am Montag hatten das katholische Hilfswerk Misereor und 18 weitere katholische Entwicklungsorganisationen Politik und Gesellschaft zum Handeln aufgerufen. Die Begrenzung der weltweiten Erderwärmung auf 1,5 Grad sei eine "Frage des Überlebens" für alle. Es sei noch möglich, dieses Ziel zu erreichen. Doch das erfordere "mutige" politische Entscheidungen. Nötig sei ein Paradigmenwechsel, der sowohl die Energiewirtschaft als auch die Ernährung und den Konsum miteinbeziehe. Unter anderem sollten die Menschen versuchen, mehr Lebensmittel aus biologischem Anbau sowie weniger Fleisch und Milchprodukte zu essen. "Entweder gelingt uns binnen weniger Jahre ein Kulturwandel hin zu einer tiefgreifenden Umkehr", oder Millionen Menschen drohten durch den Klimawandel ihre Heimat, ihre Lebensgrundlagen oder ihr Leben zu verlieren, erklärte Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)