Der Präsident des Familienbunds der Katholiken, Ulrich Hoffmann, hat mehr Hilfen für Familien während der Corona-Krise gefordert. Die Erweiterung des Kinderkrankengeldes sei ein richtiger Schritt, es brauche aber mehr Maßnahmen, erklärte Hoffmann am Donnerstag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Im Bildungsbetrieb wünsche er sich mehr Kreativität und eine gewisse Planungssicherheit für Familien.
Der Bundestag will am Donnerstag über die Ausweitung des Anspruchs auf Kinderkrankengeld entscheiden. Vorgesehen ist die Erweiterung von 10 auf 20 Tage pro Kind und Elternteil beziehungsweise von 20 auf 40 Tage pro Kind bei Alleinerziehenden. Der Anspruch soll demnach bestehen, wenn ein Kind zu Hause betreut werden muss, weil Schulen oder Kitas pandemiebedingt geschlossen sind, die Präsenzpflicht in der Schule aufgehoben oder der Zugang zum Betreuungsangebot der Kita eingeschränkt wurde.
Eltern bräuchten eine stärkere Entlastung und eine unbürokratische finanzielle Unterstützung, möglichst bis zum Ende der Krise, so Hoffmann. Dringend notwendig wäre rasch ein Corona-Elterngeld in Kombination mit einer Corona-Elternzeit. Beides zusammen sei wirkungsvoll, um den extrem hohen Mehrfachbelastungen von Familien gerecht zu begegnen. Zudem brauchten Eltern zeitliche Freiräume, um die Familie am Laufen zu halten und eine gute Entwicklung der Kinder sicherzustellen. "Der Druck, der auf Familien lastet, ist viel zu hoch", sagte Hoffmann.
Er regte einen nationalen Familiengipfel an, bei dem sich Betroffene und Verantwortliche austauschen und praktikable, schnelle Lösungen erarbeiten könnten. Hoffmann schlug neben einem zeitversetzten Schulbeginn mehr Nachmittagsunterricht vor. Unterricht an Samstagen sollte wie auch Sommerakademien nicht ausgeschlossen werden.
Digitaler Unterricht statt Präsenz in der Schule - Eltern zwischen Homeoffice und Homeschooling: Familien gehören in der Corona-Krise zu der am stärksten belasteten Gruppe. Der Präsident des Familienbundes der Katholiken, Ulrich Hoffmann, fordert am Donnerstag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mehr Hilfen für Familien und mehr Kreativität im Bildungsbetrieb.
KNA: Herr Hoffmann, im Zusammenhang mit der Corona-Krise sprechen Sie mit Blick auf die Schulen von der Gefahr einer "lost generation", einer Generation, die bei Bildung und Ausbildung den Anschluss verliert. Was fehlt Ihnen derzeit am meisten?
Hoffmann: Mir fehlt es an Kreativität im Bildungsbetrieb. Da hat man sich in anderen Bereichen deutlich mehr bemüht. Und die Corona-Krise macht wie unter einem Brennglas die Probleme deutlich, die es vorher auch schon gab - angefangen von den baulichen Problemen, die keine Teilung von Klassen oder das Öffnen von Fenstern zulassen, bis hin zur mangelnden digitalen Infrastruktur.
KNA: Was können die Verantwortlichen trotz dieser offensichtlichen Mängel kurzfristig tun?
Hoffmann: Ähnlich wie beim Autogipfel sollten Verantwortliche und Betroffene an einen digitalen Tisch zusammenkommen. Bei einem solchen nationalen Familiengipfel können sie sich austauschen, praktikable, schnelle Hilfen bei der Politik anmahnen und gute Lösungen, die es ja gibt, weitergeben.
KNA: Können Sie Beispiele nennen?
Hoffmann: Ein zeitversetzter Schulbeginn ist sicher eine Möglichkeit. Überlegenswert ist es sicher auch, mehr Unterricht für den Nachmittag einzuplanen, Unterricht an Samstagen sollte ebenfalls nicht von vornherein ausgeschlossen werden. Und mittelfristig halte ich Sommerakademien für eine gute Idee, an denen Schüler Unterrichtsstoff nachholen können. Stattfinden könnten diese etwa in den Familienfreizeitstätten, denen die Corona-Krise ebenfalls schwer zu schaffen macht.
KNA: Wie erleben Sie Jugendliche in Ihrem Umfeld? Sie sind in Ihrem Heimatort Weißenhorn auch Jugendbeauftragter im Stadtrat.
Hoffmann: Schon jetzt beobachte ich, dass sich bei vielen Jugendlichen das Gefühl einstellt: Wir sollen solidarisch sein, aber wer ist eigentlich solidarisch mit uns? Das sollte sich nicht verfestigen.
KNA: Viele Eltern fühlen sich mit parallelem Homeschooling und Homeoffice überfordert. Wie kann die Politik da helfen?
Hoffmann: Das Kinderkrankengeld, das jetzt zügig verabschiedet werden soll, ist da sicher ein Schritt in die richtige Richtung, aber es ist zu wenig. Notwendig wären eine stärkere Entlastung und eine unbürokratische finanzielle Unterstützung, möglichst bis zum Ende der Krise. Familien bräuchten rasch ein Corona-Elterngeld in Kombination mit einer Corona-Elternzeit. Beides zusammen ist wirkungsvoll, um den extrem hohen Mehrfachbelastungen von Familien gerecht zu begegnen.
Zumindest eine gewisse Planungssicherheit wäre gut. Und was Eltern jetzt vor allem auch brauchen, sind zeitliche Freiräume, um die Familie am Laufen zu halten und die gute Entwicklung der Kinder sicherzustellen. Der Druck, der auf Familien lastet, ist viel zu hoch. (KNA)