Der Kinderschutzbund hat eine Investitionsoffensive für Kinder und Jugendliche nach der Corona-Krise verlangt. Besonders Kinder aus armen oder belasteten Familien seien von den sozialen Folgen und Bildungseinbußen betroffen, sagte der Präsident des Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, am Freitag in Berlin. "Ich bin nicht bereit, eine 'Generation Corona' in Kauf zu nehmen" so Hilgers. Er rief Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft dazu auf, "Investitionen in Kinder und Jugendliche Vorrang einzuräumen."
Um besonders benachteiligte Kinder zu unterstützen, forderte er Sommerschulen und Samstagsunterricht für alle Kinder, die Lernstoff nachzuholen haben, einen Ausbildungspakt der Bundesregierung und der Arbeitgeberverbände, um jedem Jugendlichen einen Ausbildungsplatz zu garantieren sowie ein Corona-Ferienprogramm der Bundesregierung, um nachzuholen, was im letzten Jahr versäumt wurde. Das gelte etwa für Schwimmkurse, Trainingslager, Sprachlernkurse oder Musikunterricht.
Von Bund, Ländern und Kommunen verlangte er, die Strukturen der Kinder- und Jugendhilfe weiter zu unterstützen. "Nach der Corona-Krise müssen Freizeit- und Unterstützungsangebote ausgebaut werden. Sie dürfen keinesfalls dem sicher aufkommenden Spardruck zum Opfer fallen."
Studien belegten, dass die Akzeptanz für die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie bei Jugendlichen hoch sei, auch wenn sie ihnen besonders viel abverlange. "Dennoch sind sie besorgt: Jugendliche plagen Zukunftsängste und Einsamkeit", so Hilgers. Mehr als zwei Drittel fühlten sich von der Politik nicht wahrgenommen. Kinder- und Jugendpsychiater warnten außerdem vor steigenden psychischen Belastungen bei Minderjährigen.
"Kinder aus Flüchtlingsfamilien fallen bei geschlossenen Kitas im Spracherwerb zurück", warnte Hilgers. Gerade Kinder aus Familien im Hartz-IV-Bezug bräuchten Kita-Förderung. Auch für Kinder mit Lernbehinderung sei Fernunterricht oft nicht zu leisten. Viele Kinder in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe hätten seit einem Jahr nur sehr eingeschränkten Kontakt zu ihren leiblichen Eltern. "All diese Kinder werden im Moment nicht gesehen", beklagte der Kinderschutzbund-Präsident. Angesichts der Zahlen zu Inobhutnahmen im vergangenen Jahr befürchte er auch ein großes Dunkelfeld von Gewalt, die Kindern im Lockdown-Jahr angetan worden sei. (KNA)