Zum "Welttag der Armen" am Sonntag fordern katholische Hilfswerke und die deutschen Bischöfe mehr Einsatz gegen Armut und für Bildung und Gerechtigkeit in aller Welt. Einige Bistümer verbinden den Tag mit besonderen Aktionen. So hat der Berliner Erzbischof Heiner Koch rund 400 Bedürftige und Helfer zu einem "Festmahl" in der Sankt-Hedwigs-Kathedrale eingeladen. In Köln demonstrieren die Caritas und Weihbischof Ansgar Puff mit einer Badewanne vor dem Dom gegen die Wohnungsnot in vielen Städten. "Die weltweite Armut bleibt eine der größten Herausforderungen unserer Zeit", erklärte Wolfgang Huber, Präsident von missio München und aktueller Sprecher des Zusammenschlusses der Hilfswerke Misereor, Adveniat, Renovabis, missio Aachen und München, Caritas international und Kindermissionswerk Die Sternsinger (MARMICK). Zwar sinke die Zahl der Armen weltweit, zugleich steige jedoch die Zahl derer, die an Hunger litten.
Die deutschen katholischen Bischöfe rufen zu mehr Begegnungen mit Menschen am Rand auf. "Das kann ganz konkret die Mithilfe in einer Suppenküche, einer Bahnhofsmission oder Notunterkunft sein", sagte der Freiburger Erzbischof Stephan Burger im Interview der Katholischen NachrichtenAgentur (KNA). Sinnvoll sei auch "der Besuch von Menschen in der Nachbarschaft und Umgebung, die weniger haben als wir, die allein sind oder Hilfe in ihrem Alltag benötigen". Burger leitet in der Bischofskonferenz sowohl die Kommission für caritative Fragen und Caritas als auch die Unterkommission für Entwicklungsfragen und das weltgrößte katholische Entwicklungshilfswerk Misereor.
Am 18. November begeht die katholische Kirche weltweit zum zweiten Mal den "Welttag der Armen", den Papst Franziskus ausgerufen hat. Erzbischof Burger rief die Politik zugleich zum entschiedeneren Kampf gegen Armut in aller Welt auf. Viel mehr als bisher müssten dabei "die konkreten Menschen gesehen werden und nicht Armut abstrakt als zu behebendes Problem." Er wünsche sich, "dass der Mensch wieder mehr in den Fokus gerät und nicht Statistiken, Zahlen, Ober- und Untergrenzen die Debatten über Armut beherrschen". Um Armut wirksam zu bekämpfen, müsse alles getan werden, um Kriege zu beenden, ergänzte Burger. Ähnlich wichtig sei der Einsatz für fairen Handel, Umwelt- und Klimaschutz. Huber verwies darauf, dass immer noch jeder zehnte Mensch weltweit in extremer Armut ums Überleben kämpfen müsse. Hauptursachen seien fehlende Bildungschancen, ungerechte Verteilung von Land und Lebensmitteln sowie Korruption. Der Familienbund der Katholiken appellierte an die Bundesregierung, die Bekämpfung von Familienarmut "deutlich" zu verstärken. Christen seien aufgerufen, sich mit der unverändert hohen Armut nicht abzufinden. Caritas-Präsident Peter Neher forderte die Politik auf, vor allem wichtige Schritte einzuleiten, um die Altersarmut und die Wohnungsnot zu bekämpfen. Die Mieten erreichten mittlerweile Höhen, die selbst die Mittelschicht überforderten, erklärte Neher bei domradio.de.
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) lehnt höhere Pflege- und Rentenversicherungsbeiträge für Kinderlose ab. "Schon im bestehenden Kranken- und Pflegeversicherungssystem sind Kinderlose solidarisch mit Familien, die Kinder haben", sagte Giffey den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag). "Wenn, dann muss mehr Umverteilung über die Steuerabgaben funktionieren." Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte gefordert, dass Kinderlose künftig mehr Pflege- und Rentenbeiträge zahlen sollten, um ihren Teil zum Generationenvertrag beizusteuern. Aktuell zahlen Kinderlose bereits 0,25 Prozentpunkte mehr in die Pflegekasse ein. Giffey warnte davor, Kinderlose weiter zu belasten. "Wir wollen keinen Weg, der die Gesellschaft spaltet." Es könne nicht darum gehen, Kinderlose zu bestrafen, sondern Familien mit Kindern besser zu unterstützen.
Jeder vierte Beschäftigte in Deutschland arbeitet mindestens zwei Mal im Monat auch samstags oder sonntags. Dabei geht es um gut neun Millionen Arbeitnehmer im vergangenen Jahr, wie aus einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervorgeht, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (Donnerstag) vorliegt. Sogenannte "atypische Arbeitszeiten" seien auch darüber hinaus weit verbreitet, heißt es weiter. Nach Ministeriumsangaben arbeiten 6,8 Millionen Arbeitnehmer und damit fast jeder Fünfte abends sowie zwei Millionen nachts - entweder an jedem Arbeitstag oder an mindestens der Hälfte der Werktage innerhalb der letzten vier Wochen. Bei 1,6 Millionen Beschäftigten liegt die Arbeitszeit bei 49 Stunden in der Woche oder darüber. Etwa jeder siebte Beschäftigte in Deutschland ist Schichtarbeiter. Die Zahlen sind laut Bericht eine Momentaufnahme für das vergangene Jahr. Sie basieren auf einer Auswertung des jüngsten Mikrozensus - aufgrund einer veränderten Methodik können sie jedoch nur sehr eingeschränkt mit früheren Daten verglichen werden. Die stellvertretende Vorsitzende der Linken-Bundestagsfraktion, Susanne Ferschl, erklärte, atypische Arbeitszeiten belasteten soziale Bindungen. "Wochenende heißt für viele schon lange nicht mehr Freizeit und Familie." Beschäftigte müssten stattdessen ihr Leben immer öfter den Interessen von Arbeitgebern und Marktzwängen unterordnen. "Es ist nachvollziehbar, dass im Krankenhaus oder bei der Bahn sonntags gearbeitet werden muss - aber sonntags einkaufen muss nicht sein." (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)