Presseschau des Tages // 16.9.2020

· Presseschau

Kinder leiden sehr unter der Corona-Pandemie mit all ihren Einschränkungen. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Mittwoch veröffentlichte repräsentative Umfrage unter Erwachsenen im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerks. Eine große Mehrheit der Befragten ist demnach der Ansicht, dass die Interessen von Kindern rund um die Corona-Maßnahmen nicht so stark (58 Prozent) oder gar nicht (14 Prozent) berücksichtigt wurden und werden. Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) nahm die Ergebnisse zum Anlass, auf eine Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz zu pochen. Die Hälfte der Befragten ist davon überzeugt, dass Gewalt gegen Kinder etwas gestiegen ist und fast 30 Prozent gehen von einem starken Anstieg der Gewalt gegen Kinder aus. Zwei Drittel der Befragten nehmen an, dass Kinderarmut während der Corona-Krise bislang etwas (43 Prozent) oder stark (21 Prozent) gestiegen ist. In Bezug auf die Bildungschancen von Kindern ist eine Mehrheit der Befragten der Ansicht, dass diese im Allgemeinen etwas oder sogar stark gesunken sind. In Bezug auf die Bildungschancen von sozial benachteiligten Kindern meinen sogar 81 Prozent, dass diese etwas oder stark gesunken sind.

Etwa ein Viertel der Befragten meint indes, dass die Interessen von Kindern seit Beginn der Corona-Krise starke bis sehr starke Berücksichtigung finden. Eine große Mehrheit der deutschen Bevölkerung ist zudem der Meinung, dass Kinderrechte im Grundgesetz verankert werden sollten. Frauen sehen das noch etwas stärker so als Männer und jüngere Befragte mehr als ältere. Auch mit höherem Haushaltsnettoeinkommen steigt die Zahl der Befürworter von Kinderrechten im Grundgesetz. "Die Umfrage zeigt deutlich, dass die Bevölkerung in Deutschland hinter unserer Forderung steht, endlich Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern", sagte der Präsident des Kinderhilfswerks, Thomas Krüger. Lambrecht verwies auf den Entwurf dazu, den sie bereist im vergangenen Jahr vorgelegt hatte. Sie forderte vom Regierungspartner Union, den Weg für die Beratung der Grundgesetzänderung im Bundestag freizumachen. "Niemand hätte Verständnis für eine weitere Hinhaltetaktik bei diesem Thema. Denn die Corona-Pandemie hat uns noch einmal in aller Deutlichkeit gezeigt, dass Kinder besondere Bedürfnisse haben und einen besonderen Schutz durch den Staat und die Gesellschaft verdienen", sagte die SPD-Politikerin. Der kinderpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Matthias Seestern-Pauly, forderte die Bildungschancen der Kinder und ihren Schutz mehr in den Mittelpunkt zu rücken. Die zuständigen Ministerien müssten endlich echte Taten folgen lassen. "Ihre Aufgabe ist es, sich für bundeseinheitliche Regelungen stark zu machen, die einen erneuten flächendeckender Lockdown von Bildungseinrichtungen verhindern", so Seestern-Pauly. Für die repräsentative Umfrage zum Weltkindertag 2020 wurden vom Politik- und Sozialforschungsinstitut Forsa im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerkes deutschlandweit 1.015 deutschsprachige Personen ab 18 Jahren in Deutschland befragt.

 

Die Zahl der Kinder in einkommensschwachen Familien, die Kinderzuschlag erhalten, hat sich seit Januar auf knapp eine Million verdreifacht. Das geht aus Daten des Bundesfamilienministeriums hervor, wie die "Rheinische Post" (Mittwoch) berichtet. Demnach hatten im Januar des laufenden Jahres knapp 300.000 Kinder die Leistung erhalten, im August waren es bereits mehr als 900.000 Kinder. Familienministerin Franziska Giffey (SPD) führt den drastischen Anstieg auf die Folgen der Corona-Krise sowie Reformen im Gesetz zurück. "Es ist ein großer Erfolg, dass drei Mal so viele Familien wie noch Anfang des Jahres jetzt den monatlichen Zuschlag auf das Kindergeld bekommen", sagte Giffey. Man helfe denen, die Unterstützung bräuchten, weil ihr Einkommen für die Familie kaum reiche. "Mit Corona ist die Zahl der Familien, denen der Kinderzuschlag helfen kann, nochmal extra gestiegen", sagte die Ministerin. "Denn es gab zahlreiche Haushalte, die plötzlich deutliche Einkommenseinbußen hatten." Zum März hatte die Bundesregierung infolge der Pandemie den "Notfall-Kinderzuschlag" mit weniger Nachweispflichten geschaffen. Die Zahl der begünstigten Kinder wuchs demnach von rund 376.000 im März auf etwa 488.000 im April sprunghaft an. Zuvor hatte die Bundesregierung den Zuschlag in zwei Schritten reformiert, um mehr Kinder zu erreichen. Im Juni 2019 - vor der ersten Reform - hatten die Eltern von lediglich knapp 254.000 Kindern einen Anspruch geltend gemacht. Pro Kind und Monat erhalten sie zusätzlich zum Kindergeld bis zu 185 Euro Kinderzuschlag. (Familienbund der Katholiken/KNA)