Insgesamt 138.893 Menschen sind in Deutschland im vergangenen Jahr Opfer von Gewalt durch Partner oder Ex-Partner geworden. Von diesen sind 147 Frauen getötet worden, wie Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) am Dienstag bei der Vorstellung der "Kriminalstatistischen Auswertung zu Partnerschaftsgewalt 2017" in Berlin erklärte. Damit sei häufiger als jeden dritten Tag eine Frau in Deutschland von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet worden. Die Zahlen werden vom Bundeskriminalamt erhoben. "Diese Zahlen sind schockierend", so Giffey. Sie zeigten, dass für viele Frauen das eigene Zuhause ein gefährlicher Ort sei - ein Ort, an dem Angst herrsche. Demgegenüber seien 2016 rund 109.000 Frauen Opfer von partnerschaftlicher Gewalt geworden. Giffey erläuterte, die Steigerung im vergangenen Jahr erkläre sich vor allem dadurch, dass neue Kategorien in die Statistik aufgenommen worden seien - wie Zuhälterei, Zwangsprostitution und Freiheitsberaubung. Nach Einschätzung Giffeys ist dabei die Dunkelziffer enorm. Es sei davon auszugehen, dass nur 20 Prozent der Betroffenen Hilfe suchten. Häusliche Gewalt gehe dabei durch alle ethnischen Gruppen und soziale Schichten. Bei dem überwiegenden Anteil der Täter handele es sich um Deutsche (67,8 Prozent). Giffey (SPD) kündigte als Konsequenz den Ausbau von Hilfseinrichtungen für Frauen an. Derzeit könnten die bestehenden 350 Frauenhäuser und die 600 Fachberatungsstellen jährlich rund 300.000 Frauen mit ihren Kindern versorgen. Der Bedarf sei aber deutlich größer, so die Ministerin. Zudem soll es ihren Angaben zufolge eine neue Kampagne zum Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" geben. Von 2013 bis 2017 wandten sich Ratsuchende 143.020 Mal an das Hilfetelefon. Der Bundesvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt, Wolfgang Stadler, zeigt sich angesichts der Zahlen entsetzt und forderte eine bessere Unterstützung der Hilfen. "Überkommene Vorstellungen von Männlichkeit und die Verknüpfung von Männlichkeit und Gewalt gehören endlich auf den Müllhaufen der Geschichte", so Stadler. Es sei ein Skandal, dass Frauenhäuser in Deutschland noch immer keine stabile und auskömmliche Finanzierung erhielten - über 40 Jahre nach der Gründung des ersten Frauenhauses. Genauso wenig sei nachvollziehbar, dass es nicht geschafft werde, die Opferzahlen im Bereich häuslicher Gewalt zu senken, so Stadler: "Wir benötigen einen Rechtsanspruch auf Schutz und Hilfe vor Gewalt - und zwar schnell".
In der Diskussion um den neuen Pflege-TÜV hat der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, die Vorschläge von Wissenschaftlern begrüßt, aber Nachbesserungen gefordert. "Die Systematik, nach der künftig geprüft werden soll, geht in die richtige Richtung", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag). Zugleich mahnte er, die Daten müssten vollständig sein. "Sie müssen so aufbereitet sein, dass sie verständlich sind. Werden Informationen zurückgehalten, kann kein Vertrauen in das Bewertungssystem entstehen." Westerfellhaus, der Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium ist, kritisierte, dass geplant sei, bestimmte Angaben der Heime von der Veröffentlichung auszuschließen, weil sie angeblich schwer verständlich oder der Öffentlichkeit schwer vermittelbar seien. Das gelte zum Beispiel für freiheitsentziehende Maßnahmen. Das lehne er ab: "Man muss den Menschen ehrliche und komplexe Prüfergebnisse zutrauen." Der Pflegeexperte forderte auch, die Bewertungen allen Interessierten online zugänglich zu machen: "Wenn wir wirklichen Fortschritt wollen, brauchen wir eine komplette Darstellung der Ergebnisse im Internet." Die Darstellung der Bewertung müsse für die Nutzer "verständlich und nachvollziehbar" sein. Nach Vorstellung von Westerfellhaus muss die Konsequenz aus schlechten Bewertungen sein, notfalls Heime stillzulegen: "Betreiber, die Hinweise aus den Kontrollen nicht ernst nehmen, dürfen nicht mehr in die Versorgung eingebunden sein. Wenn nichts anderes mehr hilft, müssen Pflegeeinrichtungen geschlossen werden", sagte er. Eine neue Bewertung für Pflegeheime und ambulante Pflegedienste soll bis Herbst 2019 in Kraft treten. Dazu haben Wissenschaftler Vorschläge gemacht, die jetzt von einer eigens von der Bundesregierung eingesetzten Kommission umgesetzt werden müssen.
Immer mehr Berufstätige haben immer längere Wege zu ihrem Arbeitsplatz. Inzwischen gibt es bundesweit elf Millionen Pendler, die für ihren Weg zur Arbeit mindestens 30 Minuten benötigen, wie das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Das entspricht etwa 27 Prozent aller Arbeitnehmer, die für den Hin- und Rückweg mehr als eine Stunde benötigen. 1991 waren es nur 20 Prozent oder acht Millionen. Die allermeisten Pendler, rund zwei Drittel, nutzen den Angaben zufolge weiterhin das Auto. Die Experten verweisen auf negative Folgen. Mit steigender Pendeldauer sinke das persönliche Wohlbefinden, das Risiko für Beschwerden wie Bluthochdruck oder Rückenschmerzen steige. Pendler seien statistisch auch häufiger aggressiv und meldeten sich häufiger krank. Zudem leide das Familienleben unter langen Wegen zum Job. Als Gründe für den Anstieg langer Arbeitswege geben die Statistiker beispielsweise die Zunahme der Zahl berufstätiger Paare an. Gerade bei Hochqualifizierten sei es häufig schwierig, an einem Ort zwei passende Jobs zu finden. Auch der Anstieg zeitlich befristeter Arbeitsverträge zwinge mehr Menschen zum Pendeln, da die Betroffenen weniger häufig in die Nähe ihrer befristeten Arbeitsstelle umziehen. Im Vergleich von Frauen und Männern pendeln Männer durchschnittlich etwas länger. Trotz eines Wandels hin zu "egalitär-partnerschaftlichen Einstellungen" im Blick auf Haushalt, Familie und Arbeit sei das Pendeln von Männern weiterhin eher gesellschaftlich akzeptiert als das von Frauen, so die Experten. Die Statistik mache zudem deutlich, dass Frauen nach der Geburt eines Kindes deutlich weniger häufig pendeln. Bei Vätern bleibe die Pendeldistanz nach Geburt ihres ersten Kindes dagegen statistisch gesehen gleich. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)