Pflegende Angehörige leiden laut einer aktuellen Umfrage überdurchschnittlich stark unter den Auswirkungen der Corona-Krise. Jeder Zweite (52 Prozent) sagt, sein Gesundheitszustand habe sich verschlechtert, wie aus der am Montag in Hamburg veröffentlichten Studie der Krankenkasse DAK-Gesundheit hervorgeht. 57 Prozent gaben demnach an, dass die Belastung durch die Pflege deutlich gestiegen sei. Hauptgrund sei ein höherer Zeitaufwand. Dies erkläre sich dadurch, dass professionelle Hilfe durch Pflegedienste in der Krise weggefallen sei.
Rund ein Drittel (32 Prozent) der pflegenden Angehörigen bewertet den Angaben zufolge die eigene Lebensqualität derzeit als schlecht oder sehr schlecht. Vor der Pandemie hätten das nur 7 Prozent geäußert. Daneben habe die Pandemie bei den Betroffenen auch Auswirkungen auf die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf. Fast drei Viertel (71 Prozent) gaben an, dass sie damit mehr Probleme haben als zuvor. Zugenommen habe auch die Vereinsamung. Gut die Hälfte fühlt sich einsam, vor der Corona-Krise war es nur ein Drittel gewesen.
Die Linke erklärte dazu, pflegende Angehörige zahlten den Preis für den Sparkurs der Bundesregierung. "Bereits im Koalitionsvertrag hatte sie ein Entlastungsbudget versprochen, in dem Leistungen gebündelt werden und flexibel eingesetzt werden können. Das hätte in der Pandemie viel Bürokratie erspart, die pflegende Angehörige jetzt noch zusätzlich belastet. Für dieses Entlastungsbudget liegen aber nicht mal Pläne der Bundesregierung vor", so die Pflegeexpertin Pia Zimmermann.
Für die Studie hatte der Bremer Gesundheitsökonom Heinz Rothgang 1.296 Personen zwischen Juni und August befragt, wie es hieß. Die Situation pflegender Angehöriger sei bereits vor der Corona-Pandemie schlecht gewesen, sagte DAK-Vorstandschef Andreas Storm. Mit der Krise aber sei die Belastungsgrenze endgültig überschritten worden. Die Betroffenen brauchten kurzfristig mehr Unterstützung. Storm begrüßte in dem Zusammenhang Reformpläne der Bundesregierung, wonach Verhinderungs- und Kurzzeitpflege höhere Zuwendungen erhalten sollen, um die pflegenden Angehörigen flexibler zu entlasten. (Familienbund der Katholiken/KNA)