Vor der Bund-Länder-Schaltkonferenz haben Spitzen-Politikerinnen dazu aufgerufen, vorrangig weitere Öffnungsschritte an Schulen in der Corona-Krise zu beschließen. "Wir sollten den Schulen weitere Möglichkeiten zur Lockerung geben. Das muss bei der gegenwärtigen Diskussion mit an erster Stelle stehen", sagte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch).
"Eine Erweiterung des Präsenzunterrichts wird aber nur möglich sein, wenn bei Lockerungen in anderen Bereichen mit Umsicht und Vorsicht vorgegangen wird, damit die Pandemie insgesamt beherrschbar bleibt", so die CDU-Politikerin. Schulen und Kindergärten gehörten zu den wichtigsten Bereichen der Gesellschaft. Der Einsatz von Tests sei auf vielen Feldern sinnvoll, fügte Karliczek hinzu.
Die Schulen seien noch weit von einem normalen Betrieb entfernt, betonte die Ministerin. "Das ist für die betroffenen Schülerinnen und Schüler und deren Eltern eine anhaltend schwierige Situation", so Karliczek. "Sie wird immer problematischer, je länger der Präsenzunterricht ausgesetzt bleibt, der anerkannt die beste Form des Unterrichts ist."
Auch die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock forderte einen Vorrang für Kitas und Schulen in der kommenden Corona-Strategie. "Das Wichtigste ist, schneller zu impfen und die Schnelltests flächendeckend zur Anwendung zu bringen. Das muss in einem integrierten Ansatz Hand in Hand gehen", sagte Baerbock dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
"Absolute Priorität müssen dabei Kindergärten und Schulen haben. Lehrkräfte müssen schnellstmöglich geimpft werden, es braucht als allererstes regelmäßige Tests an den Schulen, und zwar für Lehrkräfte und die Kinder, die wieder zur Schule gehen", so Baerbock weiter. Es reiche nicht, wenn Ministerpräsidenten und Bundesregierung nur Maßnahmen ankündigten. Sie müssten auch umgesetzt werden.
Die Kultusminister der Länder sprachen sich für weitere Öffnungen in den Schulen aus, sofern es die Infektionslage weiterhin zulasse. Sie forderten zudem, für weitere Öffnungen flächendeckend Tests an den Schulen vorzunehmen. Der Corona-Gipfel beginnt am Mittwoch um 14 Uhr.
Das UN-Kinderhilfswerk Unicef lenkte den Blick unterdessen auf eine "katastrophale Bildungskrise" weltweit aufgrund von Lockdowns. "Mit jedem Tag, der vergeht, bleiben Kinder, die keinen Zugang zu direktem Unterricht haben, weiter zurück - und die am meisten benachteiligten Kinder zahlen den höchsten Preis", sagte Exekutivdirektorin Henrietta Fore.
"Wir können es uns nicht leisten, in das zweite Jahr zu gehen, in dem diese Kinder nur eingeschränkt oder gar nicht in der Schule lernen können", so Fore. Es dürfe nichts unversucht bleiben, um die Schulen offen zu halten oder ihrer raschen Wiedereröffnung Priorität einzuräumen. Laut Unicef sind für mehr als 168 Millionen Kinder weltweit seit fast einem Jahr Schulen aufgrund des Lockdowns vollständig geschlossen. (KNA)