Der Bund Katholischer Unternehmer (BKU) und der Familienbund der Katholiken lehnen das vom Handelsverband Deutschland (HDE) geforderte Aufweichen des Sonntagsschutzes ab. "Die vom Handelsverband Deutschland geforderte Grundgesetzänderung, um verkaufsoffene Sonntage in Zukunft leichter zu ermöglichen, beschränkt Menschen in ihrer Freiheit, zumindest am Sonntag einmal die Dinge zu tun, die im Alltag nicht immer möglich sind", erklärte der BKU-Vorsitzende Ulrich Hemel am Montag in Köln. Das gelte im weltlichen wie im religiösen Sinne. In Zeiten digitaler Transformation hätten "alle Menschen einen gemeinsamen Ruhetag verdient", sagte Hemel weiter. Das entspreche dem aus der christlichen Soziallehre stammenden Personalitätsprinzip, das den Menschen als freies Individuum und nicht als Objekt ökonomischer Verfügbarkeit sehe. Familienbund-Präsident Ulrich Hoffmann pochte auf verlässliche gemeinsame Zeit für Eltern und Kinder: "Es muss auch weiter einen Tag in der Woche geben, in der sämtliche Familienmitglieder ungehindert zusammenkommen können, ohne die Verpflichtung zur Erwerbsarbeit, ohne Stress, Hektik und Zeitnot, die bereits heute weite Teile des Lebens durch Doppelerwerbstätigkeit von Eltern leider bestimmen." Und: "Wer Eltern und Kindern durch den Vormarsch einer weiteren Ökonomisierung unserer Gesellschaft die gemeinsame Zeit raubt, bedroht den Kern von Familie, die wesentlich von gemeinsamer Zeit und der Entwicklung von Bindungen lebt", sagte Hoffmann. "Eine Gesellschaft im Stress ist der größte Killer von Empathie und Zuwendung." HDE-Präsident Josef Sanktjohanser hatte am Freitag in einem Interview der Zeitung "Die Welt" eine Grundgesetzänderung gefordert, um verkaufsoffene Sonntage künftig leichter zu ermöglichen. Der Verbandschef hatte kritisiert, dass die verankerten gesetzlichen Regeln noch aus der Zeit der Weimarer Republik stammten. Die Zeiten und die Menschen hätten sich aber geändert. Der HDE hofft unter anderem, dass durch eine solche Grundgesetzänderung dem Ladensterben in Klein- und Mittelstädten entgegengewirkt werden könnte.
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) plant offenbar mehr Hilfen für Familien, in denen Elternteile psychisch- oder suchtkrank sind. "Eltern mit einer psychischen oder einer Suchterkrankung fällt es oft schwer, sich Hilfe für sich und ihre Kinder zu holen. Das führt dazu, dass die vielen guten Angebote der Kinder- und Jugendhilfe gerade bei den Familien nicht ankommen, die besonders dringend Unterstützung brauchen", sagte Giffey dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (Samstag). "Wir wollen, dass es für Eltern einfacher wird, sich genau die Hilfe zu holen, die sie benötigen", sagte die Politikerin. In Deutschland leben etwa vier Millionen Kinder und Jugendliche in betroffenen Familien. Geplant ist den Angaben zufolge, dass Familien künftig einen neuen Rechtsanspruch auf eine sogenannte Alltagsunterstützung bekommen. Damit könnten sie bei Problemen unkompliziert und schnell eine Haushaltshilfe oder eine zusätzliche Kinderbetreuung erhalten, ohne einen gesonderten Antrag beim Jugendamt stellen zu müssen. Sie dürften sich stattdessen unmittelbar an eine Beratungsstelle oder ein Familienzentrum wenden. Damit soll gewährleistet werden, dass ernsthafte Krisen erst gar nicht entstehen. Vorgesehen sei zudem, dass sich betroffene Kinder und Jugendliche künftig selbst und auch ohne Einverständnis der Eltern Hilfe holen können. Es sei oft so, dass Eltern mit psychischen oder Suchterkrankungen gar nicht merkten, dass sie oder die Kinder Unterstützung benötigten. Bisher sei eine Beratung für Kinder und Jugendliche im Jugendamt aber nur dann möglich, wenn eine sogenannte Not- und Konfliktlage vorliege. Künftig solle eine Beratung ohne jede Bedingung möglich sein. Giffey will Empfehlungen einer von ihr eingesetzten Expertenkommission umsetzen, hieß es. Die Kommission war im Jahr 2017 parteiübergreifend vom Bundestag gefordert worden. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)