Der Präsident der EU-Bischofskommission (COMECE), Erzbischof Jean-Claude Hollerich, hat eine Europapolitik gefordert, die die Familie ins Zentrum stellt. "In der Familie wachsen wir auf, entdecken zum ersten Mal unsere Stärken und Schwächen", sagte der Luxemburger Erzbischof am Dienstag in Brüssel bei einer Konferenz der Föderation der Katholischen Familienverbände in Europa (FAFCE). Die Familie sei ein Ort des Vertrauens und Quelle der Solidarität. Sie übernehme Verantwortung bei Erkrankungen von Familienmitgliedern und sei wichtig für die Ausbildung der Kinder, erklärte Hollerich. Trotz dieser wichtigen Aufgaben sei die Arbeit in der Familie dem Berufsleben untergeordnet und tauche in keiner Wirtschaftsstatistik auf. Zudem machte der Erzbischof auf den Wunsch der meisten jungen Menschen aufmerksam, als Paar oder in der Familie zusammenzuleben. Bei der Jugendsynode in Rom habe er abermals von der Sorge vieler junger Leute gehört, aufgrund der wirtschaftlichen Situation oder von Arbeitslosigkeit keine Familie gründen zu können. "Die Politik muss auf diese Ängste der jungen Menschen eingehen für die Stabilität in Europa", forderte Hollerich. Weiter warnte der COMECE-Präsident vor den Auswirkungen der Digitalisierung für Familie und Kultur. Darüber hinaus forderte er, dass der Sonntag als Ruhe- und Familientag bestehen bleiben müsse.
Die Nationale Armutskonferenz (nak) hat ein stärkeres Engagement der Politik zur Bekämpfung von Armut angemahnt. Vor allem zur Beseitigung von Kinderarmut müsse mehr getan werden, erklärte die nak am Dienstag in Berlin. So müsse es ein einheitliches Existenzminimum geben, das materielle Grundbedürfnisse sowie Bildung und Teilhabe sichere. Finanzielle Leistungen müssten zudem alle Familienformen erreichen, "egal ob verheiratet oder nicht". Im Einzelnen forderte die nak, den Kinderzuschlag für Geringverdiener so auszubauen, dass er alle Anspruchsberechtigten erreiche. Die Armutskonferenz kritisierte zudem, dass das Kindergeld mit der Grundsicherung und dem Unterhaltsvorschuss verrechnet werde. Die Nationale Armutskonferenz ist ein Bündnis von in Deutschland tätigen Organisationen. Zu den Mitgliedern gehören Gewerkschaften, Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege, bundesweit tätige Fachverbände und Selbsthilfeorganisationen. Derzeit findet noch bis Mittwoch das 13. Treffen von Menschen mit Armutserfahrung in Berlin statt. Der frühere Caritas-Generalsekretär Georg Cremer forderte, armen Menschen mit mehr Respekt zu begegnen. Der Angriff auf Langzeitarbeitslose bei der Einführung der Hartz IV-Reformen sei unerträglich gewesen und dauere teilweise bis heute an. Es sei wichtig, die Betroffenen selbst zu Wort kommen zu lassen und ihnen zuzuhören. Zugleich warb er für eine "Befähigungsgerechtigkeit". Der Sozialstaat müsse Bedingungen schaffen, Menschen besser zu dabei unterstützen, ihre Situation zu verbessern.
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (Zdk) fordert eine politische Debatte über einen Bluttest, der bereits im frühen Stadium einer Schwangerschaft Trisomie 21 bei ungeborenen Kindern feststellen kann. "Der Bundestag muss endlich über nichtinvasive Pränataldiagnostik debattieren. Es darf keinen Abtreibungsautomatismus bei Trisomie 21 geben", sagte der Generalsekretär des Zdk, Stefan Vesper, am Dienstag in Bonn. Die nicht-invasive Methode könnte demnächst als Kassenleistung zugelassen werden. Entscheiden muss der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) von Ärzten und Krankenkassen. Dessen Vorsitzender Josef Hecken hat sich für eine Zulassung ausgesprochen. Zugleich haben er und mehrere andere Ethikexperten und Politiker darauf hingewiesen, dass mit den vorgeburtlichen Bluttests fundamentale ethische Grundfragen der Werteordnung berührt seien. Deshalb sei die Politik dringend gefordert, eine ethische Debatte zu führen und darüber zu entscheiden, wie weit molekulargenetische Testverfahren in der Schwangerschaft zur Anwendung gelangen können. Vesper mahnte, diese Entscheidung dürfe nicht "auf dem Verwaltungsweg" und "ohne eine gesellschaftliche oder politische Debatte" fallen. Sonst könne die "harmlos anmutende Untersuchung" allzu schnell in einem "Abtreibungsautomatismus" enden. Der Bluttest wird seit 2012 angeboten und ermöglicht es Ärzten, einer Schwangeren anhand von wenigen Tropfen ihres Bluts mit hoher Treffsicherheit zu sagen, ob ihr Kind eine Trisomie 21 haben wird. Dabei werden Erbgut-Fragmente des Kindes aus dem mütterlichen Blut isoliert und untersucht. Anhand der dabei gewonnenen Daten berechnet der Computer dann, ob das Chromosom 21 mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht nur doppelt, sondern dreifach angelegt ist. Zahlreiche Parlamentarier hatten sich in der vergangenen Woche für eine Entscheidung des Bundestages zur Regelung vorgeburtlicher Bluttest ausgesprochen. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) erklärte, vorgeburtliche Bluttests sollten in den Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung aufgenommen werden. Zugleich sollte aber eine ethische Beratung eingeführt werden. Dagegen bleibt die katholische Kirche bei ihrem klaren Nein. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)